Zalba die Kohlmeise
Am 29 Mai war sie durch ein offenes Fenster in ein Zimmer
gesegelt. Hier saß sie und regte sich nicht. Als man mich benachrichtigte war
sie schon recht matt. Sie war schon einigermaßen gut befiedert, aber fliegen
konnte sie noch nicht. Am Anfang sah es aus als ob sie nie zutraulich werden
würde. Sie hatte viel Angst und bei jedem kleinen Geräusch versuchte sie sich zu
verstecken. Aber bald schon kuschelte sie sich gerne in meine Hand, zumal sie
merkte, dass es dann immer auch was Gutes zum Schnabulieren gab und sie bettelte
auch schon bald und flog mich an.
Am 18. Juni durfte sie zum ersten mal in die Freiheit. Als ich sie nach 4
Stunden rief kam sie wieder angeflogen. Ich baute den Käfig so ins Fenster ein,
dass sie ungehindert rein und raus gehen konnte, was sie gerne annahm und am
Anfang noch oft kam und auch noch großen Hunger und viel Durst hatte. Bald
wurden die Zeitspannen ihres Kommens immer länger. Manchmal sah ich sie auch
erst am Abend.
2 mal blieb sie auch schon Nachts draußen, aber irgend etwas musste sie da
erlebt haben, denn sie war beides mal den Tag über sehr ängstlich und war kaum
raus zu bringen. Inzwischen hat sie sich eine Schlafecke in meinem Zimmer in
Sicherheit ausgesucht.
Morgens um 6 Uhr bewegte sie sich, streckt und reckte sich, putzte sich das
Gefieder, macht einen kleinen Flug, träumte dann noch ein paar Minuten, schaute
ob es noch was zum Futtern gab und dann ging's wieder raus egal ob es regnete
oder ob die Sonne schien.
Da inzwischen auch andere Vögel ihren Sondereingang entdeckt hatten, musste ich
oft das Türchen zu machen - Zalba wartete dann geduldig bis ihr geöffnet wurde.
Zalbas
Behausung + ihr Baum
Als einmal ganz plötzlich ein sehr schweres Gewitter mit Hagel, Sturm und
Sturzflut kam machte ich mir Sorge ob sie auch einen guten Unterschlupf gefunden
habe und sagte dies so nebenbei laut vor mich hin. Im gleichen Augenblick
ertönte hinter mir ein Piep, Piep, wie wenn sie sagen wollte; ich bin doch da!
Irgendwann habe ich ihren Sondereingang entfernt und nur noch ein kleines
Schlupfloch gelassen. Ich war gespannt, ob sie ihre Besuche weiterhin
fortsetzte, aber schon nach ein paar Stunden stand sie in dem kleinen
Schlupfloch und streckte ihren Hals lang vor, so als wäre sie sich nicht ganz
sicher ob sie schon noch am rechten Fenster und Zuhause sei.
Als ich sie ansprach war sie auch schon herein geschlüpft und machte es sich
gemütlich, inspizierte alles, so als wolle sie schauen ob sich noch mehr
verändert habe.
Das Nussglas war ihr dabei sehr wichtig - und ich gab ihr auch noch ein
Versucherle, das sie da sie scheinbar keinen Hunger, hatte, gleich versteckte.
An einem regnerischen Tag musste ich für einen Tag weg. Da ich nicht wagte das
Fenster offen zu lassen, wurde sie, da sie unterwegs war, ausgesperrt. Als ich
am Abend kam war es schon längst Zeit zum Schlafen für die Vögel und es regnete
in Strömen. Ich konnte nur hoffen, dass Zalba einen guten Unterschlupf gefunden
habe. Ich rief ihr zwar noch, aber es war bei diesem Regen gar nicht möglich,
den Flug zum Fenster zu wagen konnte. Sie verbrachte also die Nacht draußen.
Morgens schon vor 6 Uhr steckte sie den Kopf vorsichtig durch ihr kleines
Schlupfloch und nachdem ich sie einlud herein zu kommen, war sie ganz erlöst.
An diesem Tag kam sie sehr oft, nur um zu schauen, ob ich da bin - und „Husch"
war sie auch wieder weg!
Inzwischen ist sie auch bei Regenwetter viel draußen. Als ich ihr an einem
Morgen wegen starkem Regen nicht ihr Schlupfloch öffnen konnte, hörte ich von
draußen den Ruf einer andern Kohlmeise und Zalba wurde unruhig, ich merkte es
zog sie raus. Als das Schlupfloch geöffnet war, war sie auch schon weg.
Ich bekam drei kleine Spätzchen, aber Zalba interessierte das nicht solange
diese noch brav im Nestchen saßen. Später durften sie im Arbeitszimmer das
Fliegen üben - Zalba bekam wenig davon mit. Als diese aber zum Auswildern in "
ihr Zimmer" kamen, merkte ich, dass sie nicht erfreut war. Sie suchte sehr rasch
das Weite und blieb auch in der Nacht draußen.
Am andern Tag kam sie erst gegen Mittag, zum Glück waren die Spatzen im Käfig.
Am Abend suchte sie ihren Schlafplatz auf, aber am Morgen ging sie wieder sehr
bald raus. Sie kam den ganzen Tag nicht, aber am sehr frühen Abend kam sie und
ganz erschöpfend ging gleich in ihre Schlafecke.
Die Spatzen die an diesem Tag zum ersten mal ins Freie durften, waren noch
draußen, aber sie kamen zum Schlafen noch herein.
Zalba schlief fest. Am andern Morgen begann sie ihren Rythmus, aber plötzlich
merkte sie, dass die Spatzen da waren und dazu auch noch frei. Sie stellte die
Augen und verließ den Raum, sie war regelrecht frustriert und und sie kam nicht
mehr!
Es war der 14. August. Sie war schon gut 8 Wochen draußen, aber so ganz lösen
konnte sie sich einfach nicht. Der Frust hat dies nun geschafft.
Mir war es zweierlei zu Mute. Aber ich glaube, sie hätte diesen Sprung ohne die
Spatzen noch lange nicht geschafft.