Zefi mein kleiner Girlitz

 

Ende Juli lagen zwei Vogelbabys am Wegrand. Eines war bereits tot, das Zweite regte sich noch ein wenig.

Aufgenommen in die warme Hand zeigte es bald wieder Lebenswillen und so kam es zu mir.

Ganz schnell ein paar frisch gehäutete Mehlwürmer gesucht, eine Piepette mit Wasser gerichtet und die Fütterung konnte beginnen. Zefi hatte Hunger und sperrte das Schnäbelchen weit auf. Ein Bettchen hatte ich bereits gerichtet es brauchte nur noch ein Wärmefläschchen und unser kleiner Findling konnte hinein gesteckt werde. Schon bald schlief Zefi ein.         

Inzwischen stellte ich für den Winzling einen kräftigenden Nahrungsplan zusammen, denn das Kerlchen war gerade mal kaum 4 cm groß und unglaublich zart.

Zefi hatte grauen Flaum am Köpfchen und am Rücken und einen winzigen Schwanzansatz, an den Flügeln waren die Kielchen schon gut entwickelt. Die Augen waren winzig kleine Schlitze, ob aus Mattigkeit oder regulär konnte ich nicht feststellen.

Da ich am Fundort kein Nest finden konnte, hatte ich keinen Anhaltspunkt was das für eine Vogelart war und so hielt ich mich an die Art des Schnabels  - als mein Baby wach war lockte ich mit Futter um die Rachenfarbe und eventuelle Zeichnung zu sehen  -  es war ein tiefes rosa..

 

Ein paar Tage später kamen auch schon andeutungsweise dunkle Streifen am Brüstchen und Bäuchle zum Vorschein die mir meine Vermutung bestätigten, dass es ein Girlitz sein müsste.

Durch das leise zi, zi und dem Namen der Finderin erhielt unser kleiner Vogel seinen Namen und er schien ihm zu gefallen.

 

Zefi hatte einen guten Appetit und entwickelte sich gut. Am liebsten fraß er Weichfutter : Kanarienaufzuchts – Futter mit Eipulver, Haferflocken fein und eine Priese Traubenzucker und ab und zu ein frisch gehäutetes Mehlwürmchen  - später mischte ich gemahlene Sonnenblumenkerne dazu für die er eine ganz große Vorliebe zeigte und regelrecht gierig danach war.

 

Zefi hatte sich keine gute Zeit zur Entwicklung ausgesucht. Es war kalt, regnete viel und die Sonne zeigte sich kaum, dabei war mein Baby doch so sehr Licht- und Wärmebedürftig. Es dauerte sehr lange bis er sich auf die Füße stellte, ich dachte schon an eine Muskel- oder Knochenschwäche und gab zusätzlich Mineral und Kalk ins Futter – Da er aber sonst sehr munter war und sich auch für alles interessierte und auch die Flügel fleißig trainierte, glaubte ich eher, dass er bequem war und das warme Nest nicht verlassen wollte.

An einem schönen , warmen Tag ging dann auch alles sehr rasch – er verließ das Nest und kam mir auch schon entgegen geflogen, ich war etwa 2 Meter entfernt.

Von da ab war kein Nest mehr nötig. Zefi durfte im Vogelbauer schlafen und man merkte, dass es ihm gefiel. Natürlich durfte er viel frei fliegen und war in 2 Tagen so gewandt, dass ich nur staunen konnte.

Zefi war sehr anhänglich und verspielt aber immer noch sehr zart. Er war inzwischen schon fast Erwachsen, zeigte aber keinen Zug nach draußen. Zu allem kam, dass das Wetter so schlecht war. Es schneite schon Ende September und es waren kaum mal 2 schöne Tage am Stück.

Was sollte ich tun ? Eigentlich ziehen Girlitze im Oktober in wärmere Länder.   Ich wagte das Experiment und ließ Zefi hier. Ich pflanzte Grünzeug in Töpfe, damit er auch im Winter Vitamine und Mineralien hatte. Zum Glück entwickelte Zefi auch eine Vorliebe für Obst und somit war dieses Problem gelöst.

 

Das nächste Problem kam, der Winter war sehr nebelig und trüb dabei war mein Pflegling doch so Licht hungrig. Mit einer Lichtquelle lösten wir auch dieses Problem.

In Ermangelung eines Vogeltrupps wurde Zefi unglaublich anhänglich und zutraulich und begleitete mich bis an die Türe wenn ich das Zimmer verließ und flog mir entgegen wenn ich kam. Sein quietschendes Lied das in den höchsten Tönen  und in voller Lautstärke vorgetragen wurde, zeugte davon, dass es ihm gut ging, dabei war er unglaublich verspielt. Sein Lieblingsplatz war auf meinem Kopf wo er flügelzitternd sang!

Wenn er gebadet hatte musste ich ihn in meine Handhöhle nehmen und da schlief er ein paar Minuten, dann kam er heraus plusterte und schüttelte sich und flog auf sein Bäumchen, dann war eine halbe Stunde lang Federnpflege, dann eine gute Mahlzeit und dann nochmals ein ausgiebiger Schlaf!

Gott sei Dank, schafften wir den Winter gut und Zefi fühlte sich wohl. Ende März war eine lange wunderschöne, warme Zeit und Zefi zog es immer mehr ans Fenster.

Der Wetterbericht brachte noch länger schönes, warmes Frühlingswetter und so wagte ich das Fenster zu öffnen und Zefi wählen zu lassen.

Wohl 1 Stunde hüpfte er raus und rein, doch dann flog er in einen nahestehenden Baum. Nach etwa 10 Minuten flog er los und ich merkte es war - Endgültig!

 

Allerdings war ich über die Flugrichtung überrascht  - es war die Richtung nach  Süden, wo aber in nächster Nähe kein Baum zu sehen war!

Als nach etwa 10 Tagen nochmals Kälte einsetzte, vermutete ich, dass Zefi einem inneren Gefühl folgend in eine wärmere Gegend flog und so

doch noch ein kleiner Zugvogel wurde!