Anka der junge Kreuzschnabel

An einem eisig kalten Winter mit sehr viel Schnee kam Anka der Jungvogel zu mir. Es war der 30. Januar
Der Kleine lag im Schnee, wo er sich durch seine Bewegungen eine kleine Kuhle schaffte. Der Fundort war im Nadelwald wo ihn eine Spaziergängerin fand.

Er hatte noch andeutungsweise den Babyschnabel, die Kielchen am Schwanz waren noch lang und weich, ebenso an den Schwungfedern der Flügel. Es war mitten, in einem eisig kalten Winter.
Das Kerlchen gab mir schon einige Rätsel auf. Ein Babyvogel mitten im kalten Winter - er war überhaupt nicht scheu - war stark gestrichelt am Bäuchle, auch am Kopf und Rücken, hatte einen dicken Kopf und einen gebogenen Oberschnabel, der sehr spitz war und auffallend lang über den Unterschnabel stand. Beim Fressen verschob er den Schnabel eigenartig zur Seite.
Ich studierte meine Bücher und kam zu dem Entschluss, dass es ein Kreuzschnabel sein müsse und zwar ein Fichtenkreuzschnabel.

Kreuzschnäbel können bei gutem Futterangebot auch im Winter brüten, las ich da und somit war mir auf einen Schlag alles klar.
Anka war ein liebebedürftiges Kerlchen, ganz ohne Scheu. Ich versuchte den Raum so gut es im Winter eben ging kühl zu halten, auch durch die Luftfeuchtigkeit versuchte ich unsere „Heizungsluft“ zu verbessern und es sah aus als ob es gelingen könnte. Anka war lustig und munter, hatte einen guten Appetit und fing auch schon an Samen der Fichten zu knacken wenn man es ihm anbot. Auch machte er sich schon an den Zapfen zu schaffen, was zwar noch keinen Erfolg hatte, aber es war jeden Tag ein Fortschritt zu beobachten.

Nach etwa 11 Tagen war mein kleiner Freund Morgens etwas überwärmt. Am Nachmittag schlief er auffallen viel und am Abend bekam er Atemnot und - der Atem rasselte.
Ich merkte bald, dass Anka dies nicht überstehen würde. Ich ging mit ihm ans offene Fenster und hielt ihn in meiner Hand geborgen, an die frische Luft und trotz Atemnot und Elend-sein drehte er sich um, um mich zu sehen. Anka zeigte mir regelrecht, dass er meine Nähe brauchte und so hielt ich ihn, bis der Atem ruhiger und langsamer wurde - und bald darauf ganz aufhörte.
Als Anka aufhörte zu Atmen
rannen bei mir die Tränen!