Eli der Stieglitz

Als ich schon nicht mehr in der Schule tätig und umgezogen war, erreichte mich ein Anruf „ Wir haben ein Babyvögelchen gefunden und meine Tochter weiß von der Schule, dass sie Vögel groß ziehen können“ Ja schon, aber die Entfernung, - es ist sicher eine 3/4 Stunde Fahrzeit
Die Frau meinte, das macht nichts, wichtig ist nur, dass das Vögelchen durchkommt. Mit dem guten Rat, dem Kerlchen noch eine Mahlzeit zu verabreichen, erwartete ich den neuen Zuwachs.
In der Zwischenzeit suchte ich aus meiner Zucht frisch gehäutete Mehlwürmchen, richtete eine Pipette mit Ei , Zwieback und ein wenig Traubenzucker und war gespannt was auf mich zukommen würde. Die Überraschung war groß, denn es war für mich eine Neuheit! Es war ein kleines , zierliches Vogelbaby - dem Schnabel nach war es eine Finkenart, doch was war es genau?
Nach einem Tag vermutete ich, - am zweiten Tag war ich mir fast sicher - dass es ein Stieglitz sei!
Eli nach dem abgekürzten Namen der Retterin war kein Kostverächter. Schon von Anfang an sperrte sie den Schnabel, die Kostumstellung machte keinerlei Schwierigkeiten und sie entwickelte sich prächtig. Sie im Nest zu halten war fast unmöglich. Rasch war sie bei der Jungamsel Iri und schmiegte sich ganz nah an sie. Der Versuch unter ihren Flügel zu schlüpfen, schlug jedes mal fehl, aber sie durfte schon mal auf ihrem Rücken eine Zeit verbringen.
Als Eli noch nicht fliegen konnte, kam sie hüpfend in alle Höhen, nur um bei der Amsel sein zu können.
Als dann das Spätzle Ele und die Bachstelze Tina kam, löste sie sich von der Amsel und ging eigene Wege, denn das Spätzle hatte sich inzwischen den Platz bei der Amsel unwideruflich errungen.
 

Eli der Stieglitz


Eli war quicklebendig und beschäftigte sich den ganzen Tag - sie flog mich ab und zu mal an um einen guten Happen zu holen, aber sonst war sie selbständig.
Ab und zu neckte sie mal die beiden kleinen Vögel, die sich da aber gar nichts daraus machten und so wurde dies für Eli auch langweilig.

Eli wurde ein farbenfroher, schöner Vogel, - wirklich ein Stieglitz.


So gern hätte ich ein schönes Foto von ihm gemacht, aber den Fotoapparat sehen und wegfliegen war eins.

Ja und dann kam die Zeit, dass es Eli immer öfters ans Fenster zog und da sie schon für die Freiheit vorbereitet war, ließ ich sie an einem schönen , warmen Tag wählen - und sie wählte die Freiheit!

Am ersten Tag blieb sie im Baum vor meinem Fenster,- am andern Tag zeigte sie sich nur noch ganz kurz, - am dritten Tag machte sie noch einen kurzen Anflug zum Fenster, dann flog sie aber nicht mehr in den Baum zurück, sonder
nahm eine andere Richtung!

Mir blieb nur noch, zu hoffen und zu wünschen, dass sie die Freiheit gut packen werde.